Die Bastel-Elfe

 erstellt am: 1/6/2004 um 12:12   

Hy!
Habe gerade einen Bericht über Patchworkfamilies in einer Zeitung gelesen.
Was ist eure Meinung dazu?!
Warum geht der "Trend" in Richtung Patchworkfamily ?!
Wer hat Erfahrung damit oder lebt sogar in einer solchen?!
Findet ihr, dass eine Patchworkfamily schlecht oder gut für Kinder sein kann?!

Bin auf eure Beiträge sehr gespannt.

lG, Elke29

 erstellt am: 1/6/2004 um 12:48   

Hallo Elke29,

ich habe eine lange Zeit in einer Patchworkwochenendbeziehung gelebt. Mein Freund und ich lernten uns kennen als seine Tochter 6 Jahre alt war. Sie lebte zwar bei der Mutter, war aber jedes Wochenende und anschließend auch in den Ferien bei uns. Da mein Sohn auch ein Einzelkind war, gab es da keine Probleme, denn er war froh an den Wochenenden jemanden zum Spielen zu haben. Er war zu dem Zeitpunkt schon 13 Jahre alt und hat sich rührend um die Kleine gekümmert.
Sicher gab es auch Schwierigkeiten sich aneinander zu gewöhnen. Auch an den neuen Partner der Mutter oder des Vaters aber mit ganz viel Geduld aber auch mit Konsequenz haben wir es gut auf die Reihe bekommen.
Was besonders wichtig war, wir haben keinen der Kinder bevorzugt oder benachteiligt.
Und wir haben immer alles gemeinsam gemacht. Keiner wurde ausgeschlossen.
Ich denke das war ganz wichtig für die Kinder aber auch für meinen Freund und für mich.
Heute leben mein Freund und ich seit 4 Jahren zusammen und sind alleine. Mein Sohn hat schon seine eigene Wohnung (22 Jahre) und seine Tochter (16 Jahre) geht auch schon Ihre eigenen Wege. Aber wir verstehen uns alle immer noch super und wenn wir dann mal wieder alle zusammen sind gibt es eine Menge Spaß.
Also alles in allem habe ich nur gute Erfahrungen mit einer Patchworkfamily gemacht und möchte diese Zeit auch nicht missen.

Liebe Grüße
Siglinde

 erstellt am: 1/6/2004 um 14:29   

Hallo,

ich bin in einer Patchwork-Familie groß geworden.
Als meine Eltern sich haben scheiden lassen bin ich zu meinem Vater gegangen.
Er hat dann seine heutige Frau kennen gelernt, die eine Tochter von 2 Jahren mitbrachte.
Dann haben mein Vater und meine Stiefmutter noch 2 gemeinsame Kinder bekommen.

Als damals die Familie gegründet wurde war ich 14 und fand es sehr schwer.
Meine Stiefmutter hat definitv ihrer Tochter und den eigenen Kindern den Vorzug gegeben und mich tierisch gepiesakt.
Mein Vater hat alle Kinder gleich behandelt, immer.

Ich habe lange Zeit Probleme gehabt, heute sehe ich die Dinge ein wenig differenzierter.
Es war für mich nicht einfach, plötzlich eine Schwester von 2 Jahren zu haben und dann noch weitere Geschwister zu bekommen (um es zu verdeutlichen, ich bin heute 29, meine jüngste Schwester ist 8).
Es war aber auch mit Sicherheit nicht einfach für meine Stiefmutter, plötzlich eine pubertäre Tochter zu haben.

Als ich noch zu hause gelebt habe war es schlimm für mich, weil meine Eltern auch sehr streng waren.
Heute möchte ich keines meiner Geschwister mehr missen, früher hätte ich sie gerne alle bis auf meinen Bruder zum Mond gewünscht.

Jetzt noch ein wenig allgemein meine Meinung zu dem Thema:
Warum gibt es so was und warum wird es immer häufiger? Meiner Meinung nach, weil viele Leute zu früh heiraten und Kinder bekommen müssen. Außerdem bin ich der Meinung, daß viele Leute nicht mehr dazu bereit sind, an einer Ehe aufrecht zu erhalten. Damit meine ich nicht, nur der Kinder wegen. Generell ist die Hemmschwelle der Leute sehr niedrig, auseinander zu gehen.
Die Gelackmeierten sind mit Sicherheit die Kinder, wenn es nicht alles glimpflich abläuft.
Wenn ich mir überlege, wie meine Eltern auseinander gegangen sind, schauderhaft. Meine leibliche Schwester und ich sind geheilt, heiraten und Kinder kriegen ist für uns beide kein Thema, mit Sicherheit auch durch unsere eigenen Erfahrungen bedingt.

Ich denke, daß eine Patchwork-Familie ein hohes Maß an Verständnis von den Beteiligten, zum einen die neuen Partner, daß sie die Kinder des anderen akzeptieren, aber auch der beiden, die sich getrennt haben, daß sie dem anderen Partner, bei dem das Kind lebt, das Leben nicht schwer machen.

Im Prinzip finde ich Patchwork-Familien nicht schlimn, leider sind wenige Leute in der Lage, sie auf eine vernünftige Art zu führen.

Basteltiger

 erstellt am: 1/6/2004 um 15:58   

HAllo,

ich bin zwar in keiner Patchworkfamilie aufgewachsen, aber ich will einfach nur meinen Senf dazugeben *gg*:

im grunde kann ich mich der Meinung von Basteltiger nur anschliessen. ICh finde heutzutage wird entweder zu früh geheiratet, oder unüberlegt.
Ausserdem finde ich ist in der heutigen Zeit jeder zu sehr mit sich selber beschäftigt. Auch in einer Ehe. Es wird einfach zu wenig über Probleme und Sorgen geredet und diskutiert. Man geht dem einfach aus dem Weg in dem man sich scheiden lässt. Die Ehe ist irgendwie wertlos geworden. Die wenigsten glauben noch daran und wollen auch nciht daran festhalten. Und wie Basteltiger schon sagt: die Kinder sind dann die gelackmeierten. Erstmal müssen die sie Streitereien der Eltern ertagen, und werden zum Schluss aus "ihrer heilen Welt" gerissen und verstehn gar nix mehr (je nach Alter der Kinder).

In meinem Bekanntenkreis sind es mittlerweile 4 Paare jeweils mit Kinder, die sich getrennt haben, bzw schon in Scheidung leben.

Ich bin mittlerweile seit 10 Jahren glücklich verheiratet. Bei uns gab es zwar auch schon situationen, in denen mein mann sagte, er geht, aber wofür haben wir einen Mund zum reden? Es wird ausdiskutiert bis man zu einem gemeinsamen ergebnis kommt. Ich glaube nur so kann in der heutigen Zeit eine Ehe noch bestand haben.

Es ist zwar jeder sein eigener Herr, aber ich finde in einer Ehe kann man trotz allem nicht einfach machen was man will.

liebe grüsse ... hellcat

 erstellt am: 1/6/2004 um 17:29   

@alle:
ich habe mich sehr über eure interessanten Antwortschreiben gefreut!

Bin gespannt ob noch anderen etwas dazu einfällt.

z.B.:Wer hat schlechte Erfahrungen damit gemacht oder kennt anderen Familien?!

Weiterso, Bussi Elke29

 erstellt am: 20/8/2004 um 13:11   

Hallo !
Ich leb(t)e in einer Patchwork-Family !

Schnellfassung:
Als mein Mann und ich uns kennenlernten ,
hatte ich eine 4-jährige Tochter und er eine Tochter (damals 9 die bei ihm lebte)
Die zwei Mädels haben sich super verstanden !
Nur zwischen mir und meinem "Stiefkind" gab es ständig Probleme, da sie sehr auf ihre Oma(meine Schwiegermutter) fixiert war und mich eigentlich nicht mal ignorierte.
Es war eigentlich ein ständiger Kampf, obwohl ich (auch meine Eltern und Geschwister) sehr darauf bedacht waren , keines der Mädchen zu bevorzugen .
Ich könnte ein Buch schreiben, über die Probleme, die wir hatten.
Es fing oft schon damit an, dass ich die Kinder für KiGa und Schule geweckt habe und meine "Stieftochter" gesagt hat, sie denkt nicht daran in die Schule zu gehen , ausser Oma kommt her und bringt sie hin.
Oder ich konnte keine neuen Fahrräder für die Kinder kaufen und unsere "Große" ging zur Oma und hat prompt trotz unserer Ablehnung ein neues Rad bekommen , denn die böse, böse Stiefmutter kauft ja keines...
Vollkommen eskaliert ist die Situation , als ich schwanger wurde .
Da waren die Mädels 16 und 11 Jahre alt.
Damals dachte ich , dass sich die Situation endlich eingependelt hätte , aber weit gefehlt.
Unsere Große ging zum Jugendamt und stellte mit Hilfe Ihrer Mutter einen Antrag auf eíne eigene Wohnung ....
Nach etlichem Hin und Her (sehr toll, wenn man schwanger ist) hat sie dann von der Oma eine Eigentumswohnung zur Verfügung gestellt bekommen .
Ich mag gar nicht mehr darüber nachdenken, was das für eine Horrorzeit war.

Ich habe damals mit einigen "Stiefmüttern" aus unserer Umgebung so eine Art Stammtisch organisiert, wo wir uns getroffen haben und ausgetauscht.
Aber ich kenne bis heute keine Patchwork-Familie, wo alles so einigermassen funktioniert.
Vor allem , wo Kinder beim Vater bleiben und eine neue Partnerin hinzukommt gibt es die meisten Probleme.
So altmodisch das auch klingen mag : Meiner Meinung nach sind Kinder einfach bei der Mutter (egal wie schlecht sie auch sein mag) am besten aufgehoben.

Liebe Grüße und allen Patchwork-Familiy Mitgliedern viel Kraft !
Alex-andra

 erstellt am: 20/8/2004 um 15:06   

Also ich hab meine eigene Familie ohne Patch gerade erst gegründet, da ich aber Erzieherin bin, kann ich auch etwas dazu sagen. Ich bin der Meinung, dass so ein "Versuch" gut gehen kann, aber das nicht immer... Ich denke, es kommt darauf an, was für Welten da aufeinander prallen. Wahrscheinlich würde es nicht so gut laufen, wenn ein Filialleiter einer großen Bank auf eine kleine Angestellte trifft ( ich will jetzt hier nicht auf Klischees rumreiten, aber es sind ja nun doch zwei Welten ), da sie bis dahin ein völlig verschiedenes Leben geführt haben und evt. andere Ansprüche und Lebensgewohnheiten haben. Was jetzt auch wieder nicht heissen soll, dass es schief gehen muss in so einem Fall. Bevor ich mich jetzt hier verzetteln tu, ich glaube wenn sich alle Beteiligten Mühe geben und sich sympatisch sind und ausserdem Unterstützung von aussen haben, ist es sicher eine schöne Herausforderung und super wenn dann alles klappt.